2014_russland
Samstag, 21.06.2014 – Von Helsinki nach St. Petersburg
Ab heute ist es vorbei mit dem Spassurlaub denn es geht nach russland. Weil heute Feiertag ist, ist Finnland praktisch tot. D.h. nichts geht, auch nicht die öffentlichen Busse und Bahnen. Heißt für mich, dass ich nicht günstig mit der Tram vom Hostel zzm Kamppi Busbahnhof komme sondern ein teures Taxi brauche. Glücklicherweise wartet auch schon ein japanisches Paar an der Rezeption die ebenfalls mit der Tram zum Fährhafen wollen. Das ist ungefähr diesselbe Strecke. Also teilen wir un ein Taxi. Wir sind noch nicht richtig eingestiegen da zeigt der Taximeter schon 13,80.- Euro an! Ich will doch nicht das ganze Taxi kaufen! In meinem nächsten Leben werde ich Taxifahrer in Helsinki. Finnland ins deutsche übersetzt heißt bestimmt “Teuerland”. Wenn man da WC am Busbahnhof benutzen will dann kostet das auch schon einen ganzen Euro. Selbst aus Urin machen die noch Geld – die Spinnen, die Finnen!
Mein Lux Express Bus nach St. Petersburg ist wegen des Feiertags mit 6 Fahrgästen nur spärlich besetzt, macht seinem Namen aber alle Ehre. Bequeme Sitze, Stromversorgung, Internetzugang und Flachbildschirme mit Unerhaltungsprogramm ist geboten. Sogar den neuesten James Bond “Skyfall” kann man sehen – wenn auch nur in russischer Sprache. Auch die Uhren im Bus gehen schon anders. Denn St. Petersburg ist wieder ne Stunde voraus. Die beiden Busfahren sind freundlich, sprechen jedoch kein englisch. Aber hinter mir sitzt der russische Student Jevgeni. Der studiert in Helsinki, spricht gut englisch und kann mir alles übersetzen.
Gegen halb eins erreichen wir die Grenze. Die finiische Abfertigung geht ratz-fatz. Zwei Kilometer weiter warten dann die Russen. Das kann unter Umständen lange dauern meint Jevgeni. Doch die Einreiseformalitäten sind bei nur 6 Fahrgästen schnell erledigt und auch die Businspektion dauert nur 20 Minuten. Was die Grenzer genau prüfen sind die KFZ-Papiere der Autos. Denn in Russland kostet ein Gebraucht-PKW 2-3 mal soviel wie in Fiinnland. Bei der Ausreise aus Russland darf man auch nur 10 Liter Kraftstoff “exportieren” da der Sprit hier nur halb soviel kostet als bei uns. Dass man in Russland angekommen ist merkt man gleich an den schlechteren Straßenverhältnissen und natürlich an der kyrillischen Beschilderung. Um halb vier erreichen wir dann den Busbahnhof in St. Petersburg. Jevgeni tauscht mir noch 5 Euro in Rubel um und zeigt mir wie das hier mit der Metro funktioniert. Drei Stationen weiter bis Gostiny Dvor und noch 200 Meter Fussmarsch und ich stehe auch schon vor dem “Apple Hostel Italy”, meiner Unterkunft für die nächsten drei Tage. Der Laden wird von den drei Rusinnen Zlada, Ksusha und Oksana betrieben. Die sind total nett und fürsorglich. Als ich mich im Wohnbereich auf’s Sofa lege bringt mir die eine gleich ein Kissen und die andere deckt mich zu. Das nenne ich mal ein Rundumsorglospaket.
Heute spielt Deutschland gegen Ghana. Das MUSS ich natürlich sehen. Hier im Hostel sind noch 3 deutsche Mädels russischer Abstammung zu Gast. Die haben gestern schon einen Tisch vor der Grossleinwand im Schwabenkeller reserviert – wie praktisch. Da schließe ich mich natürlich an. Mit von der Partie sind noch zwei weitere Deutsche aus Thüringen. Das Spiel endete leider nur 2:2, hat unserer Stimmung bei Bier und Vodka keinen Abbruch getan. Am Tisch sitzt noch ein Russe, ein Bekannter der Mädels. Von dem haben wir gelernt, dass man beim Anstoßen eigentlich gar nicht (mehr) den Ausdruck “Na-sta-rovje” benutzt, sondern “Strok-nij” sagt. Was soviel bedeutet wie “lasst uns trinken bis wir besoffen sind”. Auf dem Heimweg laufen wir zum Neva Fluss um das allanächtliche Hochziehen der Brücken um 1:30 Uhr zu sehen. Deshalb, dass die grossen Schiffe auch reinfahren können. Die Brücken sind nachts toll beleuchtet. Aber was heißt Nacht, derzeit wird es hier nachts nicht dunkel. Deshalb spricht man auch von den weißen Nächten von St. Petersburg. Sollte man sich auf der falschen Seite der Brücke aufhalten hat man Pech und muss bis morgens um 5 Uhr warten. Dann werden die wieder heruntergelassen.
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Sonntag, 22.06.2014 - Peterhof
St. Petersburg wurde erst 1703 von Peter dem Großen gegründet um dem Zarenreich einen Zugang zum Meer zu ermöglichen. Weil heute traumhaftes Wetter ist, will ich mir heute dessen Palast Peterhof ausserhalb der Stadt ansehen. Im Schlepptau habe ich noch eine der drei Mädels von gestern, die Jana. Genauer gesagt hat sie mich im Schlepptau. Denn im Gegensatz zu mir spricht sie russisch. Der Peterhof liegt etwas ausserhalb der Stadt direkt an der Ostseeküste, wir fahren also mit dem Schnellboot dorthin. Die 30 km schafft das Boot in 40 Minuten. Zitat aus dem Reiseführer: "Der majestätische Palast mit vielen weiteren Gebäuden, der Park am Hochufer des Finnischen Meerbusens und die mannigfaltigen Springbrunnen machen Peterhof neben Sanssouci und Versailles zu einr der schönsten Schlossparkanlagen Europas". Da kann man sich schon mal ein paar Stunden aufhalten. Das gute Wetter und die Tatsache dass heute Sonntag ist hat nicht nur uns, sondern auch abertausende Russen und Touristen hierhergelockt. Stellenweise wird man regelrecht durch die Parks geschoben. Hat sich aber gelohnt hierherzukommen, ist absolut sehenswert.
Am Spätnachmitag laufe ich noch die Innenstadt ab um mir einen Eindruck über die prunkvollen Gebäude und die Örtlichkeiten zu machen. Wie in Deutschland auch fahren während der WM viele junge Russen im Autokorso hupend und mit wehenden Fahnen heute Abend schon vor dem Russland-Spiel durch die Innenstadt. Gut für sie dass sie schon vor dem Spiel feiern denn danach hatten sie keinen Grund mehr dazu: 0:1 gegen Belgien.
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Montag, 23.06.2014 - 2. Tag in St. Petersburg
Da heute wieder mal das Wetter schlecht ist entschließe ich mich zum Katharinenpalast, etwas ausserhalb St. Petersburg zu fahren. Mit der Metro und dem Bus 545 kommt man gut hin. Habe mir das alles in kyrillisch von Zlata aufschreiben lassen um es den Busfahrern zu zeigen. Denn die können kein englisch. Katharina die Große verbrachte hier ihre ersten Jahre nach ihrer Übersiedlung nach Russland. Der Palast ist bekannt für den großen verspiegelten Ballsaal und vor allem dem Nachbau des legendären Bernsteinzimmers das im 2. Weltkrieg verschollen ist. Aber es scheint, dass ich nicht der Einzige bin der diese Idee hatte. Denn die Schlange vor mir ist etwa 100 Meter lang. Zwei Stunden anstehen sind mir dann doch zu viel. Also begnüge ich mich damit den Park anzusehen und wieder zurück in die Stadt fahren. Weil ich ab morgen mit der Transsib fahre heißt das Ersatzprogramm zum Katharinenpalast das Eisenbahnmuseum mit großem Archivmaterial der Transsibirischen Eisenbahn.
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Dienstag, 24.06.2014 - Von St. Petersburg nach Moskau
Mein Zug nach Moskau fährt erst heute Nachmittag. Das gibt mir die gelegenheit am Vormittag noch die Eremitage zu besuchen. Das ist ein palastähnliches Gebäude in welchem sich eine der größten Kunstsammlungen der Welt befindet. Den Namen erhielt der Palast durch die Zarin Katharina die Große die sich hier oft wie ein Eremit in ihre Bildersammlung zurückzog. In 350 Sälen werden mehr als 60000 Exponate gezeigt. Ich interessiere mich eigentlich nicht besonders für Kunst aber die Eremitage ist ein MUSS hier und wann hat man schon mal die Gelegenheit viele echte Rembrandt's, Van Gogh's oder Picasso's zu sehen.
Der Moskovsky Bahnhof ist nur eine Metro-Station vom Hostel entfernt. Sich in St. Petersburg zurechtzufinden ist eigentlich einfach. Die Straßennamen und Metrostationen sind sowohl in kyrillisch als auch in englisch beschildert. Für die Metro kauft man sich ne Wertmünze zu 25 Rubel (ca. 55 Cent) und kiann damit so weit fahren wie man will. Mein 80746 Zug steht schon am Gleis. 20 Minuten vor der Abfahrt öffnen die Schaffner(innen) die Türen und kontrollieren schon vor dem Einsteigen das Ticket und den Pass. Den Fahrschein habe ich schon vor 3 Wochen übers Internet gebucht und ausgedruckt: www.rzd.ru/en - funktioniert problemlos, der Ausdruck wird auch akzeptiert, muss also nicht in eine Originalfahrkarte umgetauscht werden.
Punkt 14:22 Uhr ist Abfahrt und das Abenteuer Transsibirische Eisenbahn beginnt. Wenn auch nur mit einem ganz normalen Personenzug, in 6-er Gruppen bis zu 60 Personen pro Wagen. Die Gegend wird ausserhalb von St. Petersburg schnell ländlich. Die Fahrt führt stundenlang durch Fichten- und Birkenwälder und Moorlandschaften. Habe noch nie so viele Birken gesehen. Anbauflächen sieht man kaum. Die wenigen Ortschaften wirken sehr ärmlich. Die Leute wohnen fast ausschließlich in älteren Holzhäusern deren Bausubstanz denen von Feldscheunen bei uns ähneln. Die Russen in meiner Sitzgruppe können leider kein englisch und mein Russisch reicht nicht für ne Unterhaltung. Bleibt mir also nur mal wieder russisch lernen: "urog dewit" - Kapitel neuen: Essen und Trinken.
Auf die russische Eisenbahn ist Verlass und um 22:12 Uhr auf die Minute genau läuft der 80746 in den Bahnhof OKTIABRSKAIA in Moskau ein. Aber jetzt wird's schwierig. Denn ich muss mit der Metro mein "108 Minutes Hostel" in der Malaya Ordinka Strasse finden. Habe zwar eine Wegbeschreibung auf englisch, die sagt aber nur aus von welcher Haltestelle ich in der orangen Linie aussteigen muss. Und es gibt 13 Linien in Moskau. Ich weiß nicht mal an welcher Station ich hier bin. Denn im Gegensatz zu St. Petersburg sind die Metro-Stationen in Moskau nur in kyrillischer Sprache ausgeschildert und nen Metroplan habe ich auch noch nicht. Den hätte ich wohl besser vorher vom Internet ausgedruckt. Ich weiß nicht mehr genau wieviele Leute ich gefragt habe und wie oft ich in die falsche Richtung untertage gelaufen bin aber nach über ner Stunde habe ich das Hostel dann gegen Mitternacht doch gefunden. War mit Umsteigen eigentlich nur vier Stationen entfernt! Schnell einchecken, duschen, noch ne Pizza beim Italiener um die Ecke und ab ins Bett - mir reicht's für heute !
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Mittwoch, 25.06.2014 - Moskau
Mein "108 Minutes Hostel" heißt überigens so weil das die Zeit ist, die der erste Astronaut, der Russe Juri Gagarin, im Weltall verbrachte. In irgendeiner Form ist es als Hostel auch überirdisch komfortabel, sehr sauber und vor allem sehr sicher. Man hat mir gestern beim Einchecken gleich mal fünf verschieden Schlüssel überreicht. Einen für die Gebäudeeingangstür, einen für mein Apartment, einen zweiten Apartmentschlüssel wo sich die Rezeption befindet, einen Zimmerschlüssel und zuguterletzt nen Schließfachschlüssel. Da ist ne Verwechslung schon vorprogrammiert. Habe die gleich "an die Kette gelegt" um sie nicht zu verlieren.
Heute treffe ich mich um 12 Uhr mit Julia an der Universität. Julia ist aus Moskau. Ich habe sie bei einer Stadtführung in Vilnius / Litauen kennengelernt. Sie spricht hervoragend deutsch, englisch und schwedisch (russisch sowieso). Sie studiert auch deutsch an der größten Universität hier in Moskau und schreibt grade ihre Doktorarbeit über Übersetzungen innerhalb der EU. Im Frühjahr hat sie mal ein paar Monate in Tübingen verbracht - und wie's der Zufall so will hat sie einen Bekannten in meiner Heimatstadt Schwäbisch Hall. Sie hat heute und morgen Zeit und mir angeboten, mir die Stadt zu zeigen. Da kann ich natürlich nicht nein sagen. Zunächst zeigt sie mir das Unigelände denn rein darf ich ohne Studentenausweis nicht. Von den vielen Storys rund um die Uni ist bei mir der Studententag am 25. Januar hängengeblieben, der jedes Jahr gross gefeiert wird. Das ist nämlich mein Geburtstag. Da hätte ich besser mal in Moskau studiert. Gleich hinter der Uni ist ein Aussichtspunkt auf die Moskva (Fluss durch Moskau) und die Innenstadt. Anschließend laufen wir runter zur Moskva und nehmen eines von den vielen Touristenboote die hier halten und fahren damit Richtung Kreml. Vorbei geht's aber zunächst am Gorky Park wo man wenn man genau hinhört noch "The Wind of Change" von den Skorpions hören kann und an der Christ-Erlöser-Kathedrale. Julia überschüttet mich massenweise mit Info's über Moskau. Die kann ich gar nicht alle verarbeiten. Am Kreml steigen wir dann aus. Früher eine mittelalterliche Burg wo einst Ivan der Schreckliche herrschte, dient der Kreml heute als Amtssitz des russichen Präsidenten. Und der sollte heute eigentlich auch da sein. Das sieht man an der gehissten russichen Flagge. Audienz hat uns Vladimir (Putin) leider nicht gewährt. Man kann auch rein in den Innenhof des Kreml's muss sich aber immer auf den markierten Wegen halten. Verstösst man dagegen wird man sofort zurückgepfiffen von den unzähligen Polizisten hier. Vor dem Kreml befindet sich natürlich der Rote Platz und die Basiliuskathedrale, die russisch-orthodoxen Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kathedrale. Und wenn man schon mal da ist sieht man sich natürlich auch das bekannte Bolshoi Theater an.
Vor der Fahrt zurück zum Hostel muss ich wieder x-mal nach der richtigen Metro fragen, denn die unterirdischen Gänge sind wie ein Labyrinth und kyrillisch ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
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Donnerstag, 26.06.2014 - Moskau 2. Tag
Um 10 Uhr holt mich Julia, mein wandelndes Moskau-Lexikon, am Hostel ab - Moskau 2. Teil. Wir laufen zu Fuss zum roten Platz runter. Das sind nur 15 Gehminuten wenn man den Weg kennt. Wenn ich das gestern Abend schon gewusst hätte wäre ich gleich heimgelaufen. Das wäre schneller gewesen als mich umständlich durch die Metro zu "kämpfen". Eigentlich wollten wir ins Lenin Mausoleum das mitten auf dem roten Platz steht. Aber die Menschenschlange ist wieder mal so lang daß sich ein Anstehen nicht lohnt. Stattdessen fahren wir mit der Metro zum "kleinen Kreml" raus. Ja richtig, es gibt noch nen Kreml hier in Moskau, den "Ismialowskij Kreml". Das ist ein Nachbau der älteren Form des im Mittelalter abgebrannten großen Kreml. Der ist auch nur 300 Jahre alt (der große etwa 900) und wurde unter Zar Peter dem Großen gebaut. Peter der Große ist auch dafür verantwortlicih, daß die Russen so viel Vodka trinken, war er doch dem Getränk überhaupt nicht abgeneigt und hat dafür gesorgt, dass das Volk auch etwas davon abbekommt. Alle Adligen konnten steuerfrei Vodka brennen. Und deshalb gibt es in seinem Kreml auch ein Vodka-Museum. Schon vor dem Betreten des Museums stösst man auf eine Tafel mit 365 Gründen, Vodka zu trinken. Eben für jeden Tag im Jahr einen. Man zahlt ein paar Euro Eintritt, schaut sich die vielen Bilder und Exponate an und bekommt am Ende natürlich einen Vodka mit Zitrone zum Sofortverzehr ausgeschenkt. Das Wort Vodka ist übrigens eine Ableitung des russischen Wortes "voda", was Wasser bedeutet. Deswegen trinken es viele Russen wohl auch in der gleichen Menge wie Wasser. Der kleine Kreml sieht von außen aus wie ein Märchenschloss, weswegen ihn auch viele Paare zu Hochzeitsfotos nutzen. Unter den teuren Autos die davor standen waren allein neun Stretch-Limousinen.
Künstlerisch sehenswert sind in Moskau auch viele Metrostationen. Julia kennt die natürlich alle und zeigt mir die schönsten davon. Zu jeder Station weiß sie einige Geschichten. Da können die verwahrlosten U-Bahn Station in Deutschland nicht mithalten.
Abends um zehn nach dem 1:0 Sieg der Deutschen bei der Fussball-WM gegen die USA laufe ich nochmal vom Hostel runter zum roten Platz um ein paar Nachtaufnahmen zu machen. In der Stadt ist es verdächtig ruhig. Das kommt daher, daß die Russen nur 1:1 bei der WM gespielt haben und damit das Achtelfinale nicht erreicht haben. Der Autokorso durch die Stadt ist also ausgeblieben.
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Freitag, 27.06.2014 - Von Moskau nach Ekaterinburg
Mein Zug nach Ekaterinburg fährt erst heute Mittag um 13:20 Uhr. Da hat sich meine russische "Reiseleiterin" noch ein Vormittagsprogramm für mich ausgedacht. Zunächst fahren wir zur Erlöserkathedrale die nach dem Sieg der Russen über Napoleon 1812 erbaut wurde, in der Sovietzeit eingerissen und zum Schwimmbad umfunktioniert und in den 1990er Jahren nach der Wende neu gebaut wurde. Hier drin herrscht striktes Fotografierverbot. Gegen später hab ich dann doch unbemerkt ein paar Bilder gemacht bis ein Aufseher es gesehen hat und ich achtkantig rausgeworfen wurde. Aber egal, ich habe die Bilder und wir wollten eh gehen. Den Siegesplatz mit dem ewigen Feuer zum Gedenken des 2. Weltkrieges hätten wir besser im Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit weggelassen. Denn ich musste noch Lebensmittel für die lange Zugfahrt einkaufen, Mittag essen und das Gepäck abholen. Aber irgendwie hat es dann doch noch zum Zug gereicht. Denn Julia kennt sich hier bestens aus und hat natürlich gleich den richtigen der sieben Moskauer Bahnhöfe angesteuert. Richtung Osten fahren die meisten Züge vom Bahnhof Kazan ab. Der Schaffner wartet auch schon vor dem Zug um die Tickets und die Pässe zu kontrollieren. Auch hier hat meine elektronische Reservierung übers Internet vor fünf Wochen funktioniert. Denn ich stehe schon auf seiner Liste. Ich bedanke mich noch tausendmal bei meiner Moskauer Bekannten, sage "Paka" (Tschüss) und steige ein. Eiine Viertelstunde später beginnt dann die erste große Etappe Richtung Sibirien.
Die Fahrt nach Ekaterinburg dauert laut Plan fast 27 Stunden. Ich fahre natürlich in der untersten, der 3. Klasse. Man will ja was erleben. Die oberen Pritschen sind tagsüber hochgeklappt und werden abends zu Betten umgebaut. 9 offene Abteile pro Wagen mit je 6 Betten. Die Bettwäsche kostet extra 117 Rubel (etwa 2,50 Euro) und ist beim Schaffner zu entrichten. In meinem Abteil sitzt noch eine Frau mit ihrem Sohn, sowie 3 Schwestern im Alter von ca. 8-16 Jahren. Die älteste spricht ein wenig englisch. Aber auch nicht viel mehr als ich russisch. Da ist die Kommunikation schwierig. Bis wir den Stadtrand von Moskau erreicht haben ist der Zug schon ne halbe Stunde unterwegs. Danach geht's wie vor 3 Tagen erstmal durch unendlich viele Birkenwälder. Im Zug richtet man es sich gemütlich ein. Zuerst wird das Gepäck unter den Sitzen verstaut und dann die Straßenschuhe in Hausschuhe getauscht. Für die langen Fahrten trägt man eh schon bequeme Kleidung, möglichst nen Trainingsanzug. Anschließend kommt ein Teil der tonnenweise mitgeschleppten Lebensmittel auf den Tisch. Kochen kann man zwar nicht, aber in jedem Wagen ist ein Boiler installiert wo man kostenfrei Heißwasser für Tee, Instantkaffee oder Instantnudeln herauslassen kann. Der hinterlässt zwar einen etwas älteren Eindruck und sieht eher so aus wie eine in die Jahre gekommene Vodkadestillationsanlage, funktioniert aber tadellos - und es kommt tatsächlich Wasser raus und kein Vodka!
Mein Mittagessen muss ich auch im Zug einnehmen da ich den sonst verpasst hätte. Es gibt mal wieder "Kroschka Kartoschka". Kartoschka bedeutet natürlich Kartoffel. Dieses beliebte Gericht hier ist eine große, in der Mitte aufgeschnittene und aufgeklappte gekochte Kartoffel in Alufolie. Da drauf kann man sich verschiedene Zutaten legen lassen, wie z.B. Lachs, Hering, Gemüse oder Salat. Schmeckt gut, ist günstig und füllt den Magen.
Die drei Mädels aus meinem Abteil sind aus Murmansk ganz im Norden Russlands und wollen nach Navashino, haben also nur fünf "Stanzas" (Stationen) vor sich und steigen um halb sechs wieder aus. Die Kids hier sind auch nicht viel anders als die bei uns daheim. Die beiden älteren beschäftigen sich meist mit dem Handy und die Kleine quält stundenlang ihren Gameboy. Die drei freigewordenen Plätze bleiben nur eine Stunde leer und werden schon an der nächsten Station Adamaz durch eine "Babuschka" (Oma) mit ihren beiden Enkeln eingenommen. In Russland ist die Kindererziehung Sache der Großeltern da die Eltern beide arbeiten gehen. Dafür können die Großmütter schon mit 55 und die Großväter mit 60 in Rente gehen. Abends schnappt man sich ene der ganz oben verstauten, zusammengerollten Matrazen. Die wird dann auf die Sitzpritsche gelegt und mit dem Bettzeug überzogen. Ein Kissen gibt's auch dazu. Um 22 Uhr schaltet der Schaffner dann das Licht aus. Die Notbeleuchtung ist derzeit überflüssig denn draußen ist's immer noch taghell. Wenn man nachts durch den Korridor des Wagens zum WC läuft muss man aufpassen nicht an den Füssen der großen Fahrgäste hängenzubleiben die aus den viel zu kurzen Betten herausragen.
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Samstag, 28.06.2014 - Ankunft in Ekaterinburg
Um 4.37 Uhr werde ich durch ein lautes, nicht enden wollendes Geratter wach. Der Zug fährt über eine ewig lange Eisenbahnbrücke. Darunter ein riesiger Fluss. Das muss die Wolga sein. Wenn man zum Fenster rausschaut bietet sich dasselbe Bild wie gestern: Birkenwälder, nur Birkenwälder. Seit der Zug gestern Moskau verlassen hat regnet es unaufhörlich. Die transsibirische Eisenbahn ist schon so etwas wie die Lebensader Richtung Osten. Auf der 2-gleisigen Strecke fahren täglich 10-15 Personenzüge. Und die Güterzüge verkehren im Viertelstundentakt um die Bodenschätze nach Westen zu transportieren. Gegen Mittag erreicht mein Zug den Ural. Der Ural ist ein bis 1895 m hohes und 2400 km langes Gebirge das in Nord-Süd Richtung verläuft und die natürliche Grenz zwischen Europa und Asien bildet. Ich würde den aber eher als bewaldete Hügelkette und nicht als Gebirge bezeichnen. Sieht ähnlich aus wie im Schwarzwald. Wenigstens sieht man jetzt mehr Nadelholz und weniger Birken. Von denen hab ich jetzt echt genug gesehen. Es wird höchste Zeit daß der Zug Ekaterinburg erreicht. Die Luft im Wagen könnte man schneiden. Dazu kommen noch die Grüche der vielen verzehrten Speisen. Die wenigen kippbaren Fenster können wegen der heruntergelassenen oberen Betten nicht geöffnet werden und Klimaanlage gibt's natürlich in der 3. Klasse keine. Gestern hat mich mal ne ältere, dicke Russin angeschnauzt weil ich eines geöffnet habe. Anscheinend hat's ihr zu sehr gezogen - ich frage mich was die im Winter bei minus 40 Grad macht. Aber irgendwie gehen auch die 27 Stunden zu Ende und um 16:01 Uhr exakt nach Plan läuft der Zug in Ekaterinburg ein. Von der Pünktlichkeit hier könnte sich die Deutsch Bahn mal ne Scheibe abschneiden. Genauer gesagt ist die Ankunftszeit nicht 16:01 Uhr sonder 18:01 Uhr lokaler Zeit, also 2 Stunden später. Ekaterinburg liegt auch 1813 km von Moskau entfernt. Ab jetzt muss ich mit zwei unterschiedlichen Zeitzonen rechnen. Denn die Uhren, Fahrpläne und Fahrkarten auf allen Bahnhöfen in Russland, egal ob Moskau oder Vladivostok, zeigen Moskauer Zeit an.
Mit der Metro und ein Stück zu Fuss kommt man schnell in die Stadt rein. Hier gibt's nur 2 Linien und keine 13 wie in Moskau. Mein vorher reserviertes "Omnomom Hostel" finde ich auch recht schnell. Das ist ähnlich wie das 108 Minutes in Moskau relativ neu, sauber und gut ausgestattet. Es ist wenig los hier. Habe ein 8-Bett Zimmer für mich alleine. Außer mir ist nur noch ein russisches Ehepaar hier untergebracht.
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Sonntag, 29.06.2014 - Auf den Spuren der Romanovs
Ekaterinburg ist mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern nach Moskau und St. Petersburg die drittgrößte Stadt in Russland. Gegründet 1721 von Peter I. um die Naturreichtümer des Urals zu erschließen ist Ekaterinburg heute einer der wichtigsten Standorte der russischen Schwerindustrie. Früher hieß die Stadt noch nach dem ersten bolschewistischen Ministerpräsidenten Sverdlovsk. Der Bahnhof heißt heute noch so. Das muß man wissen wenn man online Tickets buchen will; ich habe die Transsib-Haltestelle auch vergeblich unter (Y)Ekaterinburg gesucht. Die Bolschewisten haben auch 1918 für die traurige Berühmtheit der Stadt gesorgt indem sie hier die letzte Zarenfamilie ermordet und die Leichen außerhalb der Stadt im Wald verscharrt haben. Das war das Ende der Romanov-Dynastie. Dort wo sie ermordet wurden steht heute eine orthodoxe "Kathedrale auf dem Blut". Nachdem ich mir die angeschaut habe nehme ich die Metro und den Bus 223 und fahre raus aus der Stadt zu der Gedenkstätte des Ortes wo die Zarenfamilie seinerzeit verscharrt wurde. Mittlerweile liegen die Gebeine in der St. Petersburger Peter und Paul Kathedrale. Trotzdem pilgern täglich noch viele orthodoxe Gläubige hier in den Wald von "Ganina Jama" hinaus wo sich auch ein Kloster befindet. Also pilgere auch ich hierher.
Wenn man KEIN Museumsfan wie ich ist, gibt es in der Stadt sonst nicht besonders viel zu sehen. Erwähnenswert noch, dass der erste russische Präsident Boris Jelzin vom Ural stammt und früher hier sowjetischer Parteichef war.
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Montag, 30.06.2014 - Ekaterinburg
Heute ist mein 2. und letzter Tag hier in Ekaterinburg. Da ich mit der Transsib fahre und es hier ein Eisenbahnmuseum darüber gibt will ich mir das anschauen, bzw. wollte mir das anschauen. Denn natürlich haben die grade montags geschlossen. Etwas außerhalb der Stadt verläuft die Grenze zwischen Europa und Asien. Da steht auch ne größere Grenzmarkierung. Also versuche ich ein Taxi zu organisieren das mich dorthin bringt. Habe mir dazu den Ort von der freundlichen Dame des Touristeninformationsbüros in kyrillisch aufschreiben lassen. Das sollte nicht viel mehr als 600 Rubel kosten, meinte die. Aber weil ich Tourie bin und man mir das auch ansieht wollen die Taxifahrer nicht unter 1500 Rubel runtergehen. Abzocken lasse ich mich nicht. Also fahre ich mit der Metro wieder rein in die Stadt, gehe ins Touri-Büro und lasse mir von der freundlichen Dame ein günstiges Taxi bestellen. Was besonderes ist diese Grenzmarkierung nicht aber wann hat man schon mal die Möglichkeit mit einem Bein in Europa und dem anderen in Asien zu stehen. Der Zar hat das früher ähnlich gemacht: Er hat seine erste Tasse Tee in Europa getrunken und wenig später die zweite in Asien.
Sehenswert soll hier auch der örtliche Friedhof sein. Vor allem die bombastischen Gräber der eines unnatürlichen Todes gestorbenen Mafiosi's. Ist aber auch etwas außerhalb und nur mit dem Taxi erreichbar, muss ich nicht zwingend gesehen haben. Stattdessen lege ich nachmittags die Beine hoch und ruhe mich aus. Denn heute Abend steht die "Königsetappe" der Reise an: Von Ekaterinburg nach Krasnoyarsk in 36 Stunden. Zwei Nächte und ein Tag im Zug verbringen. Bedeutet in jedem Fall noch mal kräftig Shoppen gehen im Supermarkt damit ich keinen Hunger leiden muss die anderthalb Tage auf der Schiene.
Ne gute Stunde vor Abfahrt des 0704A stehe ich schon am Bahnhof. Denn auf meinem Online-Ticket steht natürlich noch nicht der Bahnsteig drauf von dem der Zug abfährt. Ich kann den auch nicht auf der Anzeigetagel finden. Und die Dame an der Information spricht nur russisch. Wenn ich ihr Gestikulieren richtig deute heißt das Warten. Also warte ich. 20 Minuten später nimmt sie mich (fast) an der Hand und führt mich zum Gleis 1 wo Minuten später der 0704A überpünktlich einläuft. Sind doch freundliche Leute, die Russen. Auch hier klappüt meine Reservierung übers's Internet und natürlich fahre ich auch diese Strecke in der 3. Klasse - man will ja was erleben. Die 3. Klasse wird übrigens "Platskart" genannt. In meiner "6er-Bucht" in Wagen 13 sitzen ein russisches Ehepaar, so Mitte 50 und deren Bekannte. Die reisen von Moskau nach Chita. Das ist noch ein Stück hinter dem Baikalsee, d.h. die sitzen 4 Tage und 4 Nächte im Zug. Leider können die auch so gut wie gar kein englisch. Wäre da nicht noch ein buddhistischer Mönch in unserem Abteil. Der kann tatsächlich einigermaßen englisch und kann übersetzen.
Was ich heute total "verpeilt" habe ist das Achtelfinale der Deutschen bei der Fussball-WM gegen Algerien. Irgendwie habe ich das bei der Reiseplanung vergessen. Anpfiff ist it Abfahrt des Zuges. Und kein Fernseher oder Internet in der Bahn! Das müssen die halt irgendwie ohne mich hinbekommen.
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Dienstag, 01.07.2014 - Von Ekaterinburg nach Krasnojarsk
Gut geschlafen habe ich letzte Nacht. Das monotone Geratter des Zuges tut sein übriges dazu. Als ich aus dem Fenster schaue bietet sich ein anderes Bild als gestern Abend. Wir haben den Ural hinter uns gelassen, das Land ist wieder topfeben. Man sieht wieder weniger Nadelholz dafür mehr . . . Richtig! BIRKEN !!! Russland sollte man echt in Birkenland umtaufen.
Die Gerüche im Wagen ändern sich morgens stündlich. Nimmt man am Anfang noch einen leichten Schlaf- und Schweißgeruch wahr, so wird der nach den Aufstehen von verschiedenartigen Deodorants überdeckt - Duschen gibt's ja keine in der Platzskart. Ist der verflogen dann steigen einem die Gerüche von Tee, Kaffee und vor allem der vielen mitgebrachten Speisen in die Nase.
Meine Russen aus Chita haben einen reich gedeckten Frühstückstisch. Aus einer der vielen mitgebrachten Taschen zaubern die eine selbstgebackene Pastete die so groß ist, daß sie fast den gesamten Tisch in Anspruch nimmt. Dazu kommt noch der halbe Gemüsegarten von Zuhause. Käse, Schinken und Speck darf natürlich auch nicht fehlen. Da kann ich nicht ganz mithalten mit Kaffee, Croissants und Gebäck, aber ich bin ja auch kein Russe. Das Angebot die Pastete zu probieren lehne ich nicht ab - schmeckt echt gut, wäre aber nicht meine bevorzugte Frühstücksspeise.
Die Toillettengänge im Zug sollte man unbedingt mit dem Fahrplan abstimmen. Denn die WC's werden ne gute Zeit vor Erreichen einer Haltestelle von der "Provodnitsa" (Schaffner/rin) abgeschlossen. Deshalb, damit nicht die Exkremente und der Unrat auf den Bahnhöfen herumliegt.
Bei Kilomenter 2711 (ab Moskau) überquert der Zug den Fluss Irtys. Die Irtys ist mit über 4400 km Länge einer der vier großen Ströme Sibiriens und mündet später in den Ob. Nur wenige Kilometer später ein 20-minütiger Stop in der Industriestadt Omsk. Das gibt die Gelegenheit mal rauszugehen aus dem Zug und sich die Füße zu vertreten. Wenig später überquert der Zug die nächste Zeitzone und ist jetzt 3 Stunden von Moskau und 5 Stunden von Europa entfernt. Ein weiterer Halt an dem man aussteigen kann ist um 15:46 Uhr Moskauer Zeit Barabinsk. Hier warten schon viele fliegende Händler auf Umsatz durch die Fahrgäste. Zu bieten haben die außer Klamotten, Erdbeeren und Frittiertem noch getrockneten Fisch, der auch reißenden Absatz verspricht, und damit dem Wageninneren des Zuges eine weitere Duftnote verleiht.
Um 19:40 Uhr Moskauer Zeit bzw. 22:40 Uhr lokaler Zeit überquert der Zug dann den etwa 1 km breiten Ob und läuft wenig später im Bahnhof von Novosibirsk, der Hauptstadt Sibiriens, ein - 54 Minuten Aufenthalt, also nix wie raus. Was sofort angenehm auffällt sind die 23 Grad Lufttemperatur. Was keine Minute später unangenehm auffällt sind die vielen aggressiven Schnaken. Die fragen nicht lange ob sie stechen dürfen, sie tun's einfach. Auf dem Bahnsteig treffe ich noch ein junge Amerikanerin und eine junge Engländerin. Ich dachte schon ich wäre der einzige Ausländer im Zug. Die beiden fahren in der 2. Klasse. Das sind abgeschlossene 4-Bett Kabinen mit Türen. Da kann ich mir den Seitenhieb nicht verkneifen und sag zu denen: "Mädels, wenn man die Transsib nicht mit Platskart (also 3. Klasse) fährt, dann ist man die Transssib nicht gefahren". Und so geht der erste Tag der Königsetappe zu Ende und die zweite Nacht im Zug steht bevor.
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Mittwoch 02.07.2014 - Ankunft in Krasnojarsk
Schon früh um sechs werde ich wach weil das monotone Geratter plöztlich weg ist. Der Zug steht im Bahnhof Mariinsk. Und weil die Sonne grade aufgegangen ist und alles in ein goldenes Licht versetzt, stehe ich auf um draußen ein paar Fotos zu schießen. Aber die Wagentür ist noch verschlossen. Da nimmt mich die Provodnitsa an der Hand, übergibt mir die Wagenschlüssel und deutet auf das Türschloß. Erst jetzt bemerke ich, daß sie offensichtlich stark angetrunken ist und nicht mehr dazu in der Lage die Türen zu öffnen. Da helfe ich doch gerne aus und lasse mich auch noch auf ein Fotoshooting mit ihr auf dem Bahnsteig ein - so schnell wird man hier zum Hilfsschaffner befördert!
Mein "SibTourGuide-Hostel" hier in Krasnojarsk ist nach deren eigenen Angaben nur 15 Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Das sollte doch auch mit 20 Kilo Gepäck machbar sein. Also marschiere ich los und lasse mir von einer jungen russischen Passantin nochmals den Weg bestätigen. Das Hostel kommt aber irgendwie nicht in Sicht und ich laufe schon mehr als 20 Minuten. Nach über ner halben Stunden bin ich dann wenigsten am Häuserblock 85 der Mira Street angekommen aber von dem Hostel weiter keine Spur. Nach weiteren 10 Minuten hahe ich dann den Hintereingang des Gebäudekomplexes gefunden und irgendwo steht da auch ein Pfeil mit "Hostel". Aber keine Klingel an der Tür, lediglich ein elektronisches Zahlenschloss. Wieder ne Viertelstunde später laufen hier ein paar junge Russen herum. Die können mir dann sagen, wie man dieses elektronische Gebilde bedient: Man gibt folgendes ein: * gefolgt von der <Apartment-Nr> und dann läutet es Innen - woher soll ich das nur wissen? Das gibt jedenfalls mal ne saftig schlechte Beurteilung in hostelword.com.
Krasnojarsk ist mit kanpp 1 Million Einwohnern nach Novosibirsk und Omsk die drittgröste Stadt in Sibirien. Sie liegt im Flusstal des hier fast 2 km breiten Jenissei und ist etwa 4100 km von Moskau entfernt. Ihre zentrale Lage in Russland bescherte ihr in der Sowjetzeit viel Atom- und Rüstungsindustrie. Auf dem 10-Rubel Schein findet man die Wahrzeichen Krasnojarsk's. Zum einen den Divnogorsk Staudamm (Wasserkraftwerk) und zum anderen die Paraskeva-Kapelle am Stadtrand auf einem Hügel. Der ist in ner halben Stunde gut zu Fuss zu erreichen. Und von hier oben hat men ne gute Aussicht auf die Stadt. Also ist der mein Nachmittagsziel. Leider sollen die 10-Rubel Scheine durch Münzen abgelöst werden (die gibt's schon), ich muss also einen als Souvenir mitnehmen. Anschließend marschiere ich noch runter zum Jennisei und schaue mir die gewaltige Eisnbahnbrücke an die den Fluss überspannt - das Thema der Reise ist ja Transsib.
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Donnerstag, 03.07.2014 - Krasnojarsk
Krasnojarsk's größte Attraktion ist der Stolby Nationalpark, eine bewaldete Bergkette bis knapp 600 Meter Höhe und liegt südlich des Jennissei. Mein SibTour Hostel bietet sogar Trekkingtouren dorthin an. Nach der langen Eisenbahnfahrt ist es mir aber eher nach Ruhe zumute. Als Alternative kann man den Stolby auch über das nahe gelegene, kleine Skigebiet mit dem Sessellift erreichen. Und dieser Halbtagesausflug passt gut in den Vormittag rein. Stolby bedeutet Pfähle. Damit sind die rötlichen Granitfelsen gemeint die sich aus den Wäldern der Bergtaiga erheben.
Das Nachmittagsprogramm ist dann komplett dem Nichtstun gewidmet - Beine hochlegen am Jennissei Fluß und ein kühles, blondes dazu trinken. Hier an das Ufer des Jennissei zieht es auch viele Einheimische her zum flanieren in den kurzen, warmen Sommermonaten. Vor alllem die Frauen zeigen viel "Bein" um das Aufsehen der "wenigen" Männer auf sich zu lenken. Denn anscheinend herrscht in Russland 1/3 "Frauenüberschuß". Das kommt anscheinend davon, daß sich viele Männer den Kragen absaufen oder durch irgendwelche sonst gefährliche Aktionen das Leben verlieren.
Heute Nacht um 2 Uhr startet dann die nächste Etappe von Krasnojarsk bis Irkutsk am Baikalsee.
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Freitag, 04.07.2014 - Von Krasnojarsk nach Irkutsk
Bei der Reservierung diese Tickets habe ich die Zeitverschiebung nicht berücksichtig. Der Zug fährt 22 Uhr Moskauer Zeit ab. Das ist aber 2 Uhr lokaler Zeit, also mitten in der Nacht. Zu der Zeit fährt kein Bus mehr und Taxi ist auch keines zu sehen. Dann schleppe ich mein Gepäck halt wieder ne halbe Stunde vom Hostel zum Bahnhof. Auch der 0443A aus Moskau kommend ist pünktlich und das Einchecken geht schnell und reibungslos vonstatten. Die Fahrt dauert diesmal nur 18 Stunden. Die sitze ich als nun schon Transsib-Profi auf einer A....nbacke ab. die 117 Rubel für die Bettwäsche muss ich diesmal nicht bezahlen, da die bei der Buchung schon abgezogen wurden. Also habe ich bei den beiden letzten Fahrten zu viel bezahlt! Ich habe wieder mal ein oberes Bett (gerade Platzzahlen sind oben). Auf den unteren Plätzen liegen zwei ältere, russische Frauen die etwas mürrisch snd weil mitten in der Nacht noch Leute zusteigen. Die wären wohl besser 1. Klasse gefahren. Ich kann denen ja leider nicht erklären daß ich erst zugestiegen bin (kann kein russisch), aber Xenia könnte es. Sie hat den anderen oberen Platz, arbe>)itet in einem Reisebüro in Irkutsk und spricht einigermaßen englisch. Über die alten Frauen sind wir uns schnell einig.
Seit Krasnojarsk ist die Landschaft nicht mehr topfeben und damit wieder etwas abwechslungsreicher. Man sieht wieder mehr Nadelwälder und weniger Birken 🙂 . Aber nach ner halben Stunde aus dem Fenster schauen wird auch das langweilig. Der Tagesablauf im Zug beschränkt sich auf Warten, Essen und Schlafen. Die rollenden Massenschlafsäle sind trotz der vielen mitgebrachten Speisen recht sauber. Am Ende eines jeden Wagens ist ne größere Mülltonne die regelmäßig geleert wird. Und alle paar Stunden geht die Provodnitsa (Schaffnerin) mit dem Schrubber durch den Wagen und macht sauber. Duschen kann man sich nicht, aber waschen im WC. Ein kleines Handtuch wird von der Bahn mit der Bettwäsche gestellt. Zwei Wagen des Zuges sind komplett von russischen Soldaten belegt. Die fahren dem Anschein nach längerem Wehrdienst in die Heimat. Gestern Nacht sind schon einige ausgestiegen und überschwenglich von Familie und Freundin begrüßt worden. Viele Ausländer gabe ich in den Zügen noch nicht gesehen. Heute mal wieder ein norwegisches Paar die auch auch dem Weg nach Irkutsk sind. Kurz vor Dunkelheit läuft mein 0443A dann im Irkutsker Bahnhof ein. Mit der Tram für 12 Rubel 4 Stationen und ich stehe schon vor dem Gebäude auf dess Hinterseite sich mein Baikaler Hostel befindet - grade noch rechtzeitig um das WM Viertelfiinale zwischen Deutschland und Frankreich in einer Kneipe zu sehen. Damit ist der erste große Meilenstein der Reise erreicht.
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Samstag, 05.07.2014 - Irkutsk & Listvianka
Im Vergleich zu Moskau gibt es in Irkutsk Stadtkern nicht viel sehenswertes. Die Leute kommen nur hierher wegen des nahe gelegenen Baikalsees. Der liegt 70 km südlich von hier. Der Fluss durch Irkutsk heißt Angara und bildet den natürlichen Ablauf des Baikalsees. Der Baikalsee ist ein Highlight der Sibirienreise. Er ist mit 636 km Länge, 80 km Breite und 1637 m Tiefe das größte Süßwasserreservoir der Erde (20%). Die Oberfläche ist zwar "nur" etwa so groß wie Belgien, er enthält aber mehr Wasser als alle fünf großen amerikanischen Seen zusammen.
Im Februar und März ist er komplett zugefroren und das Eis ist 1 Meter dick, sodaß man mit dem Auto drauf fahren kann. Um 1900 wurden sogar schon mal temporär Schienen für die Transsib darauf verlegt.
Da das Wetter heute schlecht ist und es bis Mittag aus Kübeln gießt, nehme ich nen Minibus um 13 Uhr und fahre damit nach Listvianka, einem urlaubsort am Baikalsee, weil den MUSS ich heute unbedingt noch sehen. Und am Nachmittag wird sogar das Wetter besser und die Sonne kommt heraus - geht doch! Auf dem Rückweg lasse ich mich ein paar Kilometer vor Irkutsk am Staudamm des Angara absetzen. Dort liegt noch ein alter Eisbrecher aus den 1920er Jahren vor Anker.
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Sonntag, 06.07.2014 - Fahrt zur Olkhon Insel
An der Westküste des Baikalsees ist die 70 km lange Olkhon Insel. Von der aus kann man (natürlich) den See gut erreichen und Ausflüge vornehmen. Die Insel ist mittlerweile touristisch erschlossen und alle Hostels in Irkutsk bieten Touren dorthin an. Da das zum "Standardprogramm" hier gehört buche auch ich ne 3-Tages Tour. Den Baikalsee sollte man schon mal näher betrachten. Morgens um 10 geht's los mit dem Minibus erstmal fünf Stunden die Westküste hoch auf zum Teil unbefesrigten Straßen. Mit an Bord sind noch ein Australier, ein Amerikaner, ein Chilene, eine Litauerin und eine Schweizerin. Es fehlt also nur ein Afrikaner(in) und alle 6 Kontinente wären vertreten. Vom Festland geht's mit ner Autofähre auf die hier nur einen Kilometer entfernte Insel rüber.
Der Ein-Dollar Mann
Auf halber Strecke von Olkhon Island am linken Seeufer liegt der Ort Khuznir, unser Ziel. Unterwegs gabeln wir noch einen einheimischen, mongolisch-stämmigen Russen mit Familie auf. Der ist schon gut angetrunken, sitzt natürlich neben mir und quetscht mich auf russisch aus. Ich verstehe kein Wort. Aber die Litauerin kann übersetzen. Jedenfalls will der Typ von mir unbedingt eine Ein-Dollar Banknote haben, die ich grade nicht im Geldbeutel habe. Aber er fragt im Fünfminutentakt danach. Später muss ich noch Fotos von ihm und seiner Familie machen und versprechen sie ihm zuzusenden. Email Adresse hat er nicht, also kritzelt er seine Post-Adresse so unleserlich auf einen Zetttel daß es vermutlich nicht mal jemand lesen kann der des kyrillisch mächtig ist. Bin froh, daß der nach ner halben Stunde wieder aussteigt, nicht ohne ein paar mal nach den Dollers zu betteln.
Der Chilene Tomas, die Schweizerin Sarah und ich steigen im "U Olgi Guesthose" ab, die anderen bei "Nikita". U Olgi ist eine kleine Bleibe mit nur ein paar Betten und wird von Olga betrieben. In diesem kleinen Familienbetrieb ist sie der Boss und bekocht alle Gäste noch selbst mit hervorragenden sibirischen Speisen. Für 1000 Rubel am Tag bekommt man das "Rundum Sorglos Paket" mit Frühstück und Abendessen. Später laufen wir noch rüber zu Nikita's Homestead um dort eine Inseltour für morgen zu buchen. Es hat sich gezeigt, daß die Entscheidung bei Olga zu übernachten richtig war, denn Nikita ist hier zwar das Urgestein auf der Insel, seine Anlage ist jedoch mit weit über 100 Betten zu groß und unübersichtlich geworden. Die Inseltouren von Nikita jedoch sind gut organisiert. Deshalb buchen wir drei eine solche für den morgigen Tag.
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Montag, 07.07.2014 - Baikaltour auf Olkhon-Island
Um zehn holt uns einer der hier noch viel zu sehenden aus der Sovjetzeit stammenden, vierradgetriebenen Minibusse bei Olga's ab. Es geht auf die Tagestour zum Nordkap der Insel. Auf dem Weg dorthin halten wir mehrere Male an Aussichtspunkten von denen man einen tollen Blick auf den See hat. Vor allem an der Steilküste im Norden hat man eher den Eindruck an einem Meer zu stehen, so groß ist der See. Wir sind bei weitem nicht die einzige Gruppe hier. Es scheint, die ganze Insel ist heute unterwegs, die Karawane besteht aus gut 20 Minibussen mit je 8-10 Touries. Mit etwas Glück kann man auch die nur hier vorkommenden Baikalrobben sehen. Zu Mittag kocht unser Guide Sascha Fischsuppe mit Kartoffeln. Natürlich den Omul Fisch den der auch nur im Baikalsee vorkommt. Am Nachmittag dann der letzte Halt an einer seichten Bucht mit Kiesstrand und der Möglichkeit zum Baden. Der Chilene Tomas und ich waren die einzigen die es gewagt haben in die eisigen Fluten zu springen. Ich war schneller wieder draußen als drinnen - 13 Grad Wassertemperatur ist halt doch etwas wenig. Mehr als 15 Grad hat der See nie. Aber es gehört halt dazu mal reinzuspringen. Genauso wie eine Rubelmünze zu werfen wenn man hierher zurückkommen will. Die späten Sonnenuntergänge am Strand genießt man am Besten mit ner Dose Bier. Später geht's dann nochmal rüber zu Nikita. Da ist abends immer was los. Im französischen Cafe spielt heite ein alter russe mit dem Akkordeon auf. Spätestens beim Lied "Kalinka" fangen auch die jungen Russinnen zu tanzen an.
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Dienstag, 08.07.2014 - Zurück nach Irkutsk
Ursprünglich wollte ich länger auf der Insel bleiben um mal ein paar Tage vom Reisestress auszuspannen. Aber von 10. bis 13. Juli ist in Ulan Bator das "Naadam Festival". Das sind die jährlichen olympischen Reiterspiele der Mongolen. Und da Ulan Bator sowieso auf meinem Plan steht, könnte man sich das ja mal anschauen. Also heute früh um 9:30 Uhr mit dem ersten Bus wieder zurück nach Irkutsk. Auch Tomas und Sarah nehmen den. Der Fahrer scheint es heute besonders eilig zu haben und fährt mit nem Affenzahn über die unbefestigten Staub- und Schotterpisten. Ob das wohl gut geht denke ich noch, da tut es auch schon nen lauaten Knall hinten links. Danach ein lautes Geratter und Geklapper, 20 Meter weiter steht der Minibus am Strßenrand. Wie sich schnell herausstellt ist es leider keine Reifenpanne sondern wohl ein Bruch der Radaufhängung. Das kommt davon wenn man so schnell mit einem alten Fiat fährt. Geschlagene anderthalb Stunden dauert es bis die Russen einen anderen Minibus, diesmal einen neuen VW, organisiert haben. Der bringt uns dann auch sicher und ohne Boxenstopp zurück nach Irkutsk.
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Mittwoch, 09.07.2014 - Von Irkutsk nach Ulan Ude
Den Fauxpas ein WM-Spiel der Deutschen zu verpassen darf ich mir nicht noch einmal leisten. Das Halbfinale gegen Brasilien steigt um 5 Uhr früh Ortszeit Irkutsk. Mein Zug nach Ulan Ude fährt um 8:35 Uhr ab. Das sollte selbst mit Verlängerung reichen - und hat es auch locker bei 7:1 !!! Habe das Spiel mit ein paar Jungs vom Hostel im Chilli's angeschaut. Die haben 24 Stunden offen. Mein Deutschland Trikot wird heute auf der Reise bestimmt nicht ausgezogen.
Da keine Verlängerung bleibt mir am Bahnhof sogar noch Zeit das Ticket für die nächste Fahrt von Ulan Ude in Russland nach Ulan Bator in der Mongolei zu buchen. Hat über's Internet nicht funktioniert weil wohl das Kontingent schon weg war.
Heute folgt ein Highlight dem nächsten. Denn die Fahrt von Irkutsk nach Ulan Ude ist der landschaftlich schönste Streckenabschnitt der Transsib den man unbedngt am Tag fahren sollte. Denn die Gleise führen meist direkt am Ufer des Baikalsee's entlang. Da macht es auch nichts aus wenn an "so einem Tag so wunderschön wie heute" (nicht für Brasilien) es morgens bewölkt ist und leicht regnet. Nachmittags kommt dann doch die Sonne raus damit man auch was hat vom schönsten Streckenabschnitt der Transsib. Zum Ausblick auf den See kommt im Zug die dazugehörende Duftnote als fliegende Händlerinnen geräucherten Omul-Fisch aus dem Baikalsee anbieten, der natürlich reißenden Absatz unter den Zuggästen findet.
Auch auf dieser Fahrt habe ich einen ständigen Begleiter. Ein älterer, angetrunkener Russe sieht mir zu wie ich aus dem geöffneten Fenster Fotos vom See schieße. Der will mich immer auf die andere Seite schieben um die Berge zu fotografieren die mich aber nicht interessieren. Wenigstens verabschiedet er sich später 3 Mal von mir als ich aussteige.
Nach 2/3 der Strecke biegt die Zuglinie dann leider ins Landesinnere ab und nach diesmal nur 8 Stunden Fahrt ist das Ziel Ulan Ude auch schon erreicht. Ulan Ude ist die Hauptstadt der Republik Burjatien. Ein drittel der Bevölkerung sind ein mit den Mongolen verwandtes Volk. Hier hat man zum ersten Mal den Eindruck in Asien angekommen zu sein. Im Stadtkern fällt ein aus Granit gefertigter, etwa 5 Meter großer Leninkopf auf. Der war nach einer Weltausstellung in Kanada von den Sovjets übrig und man hatte keine Verwendung mehr für ihn - also ab damit nach Sibirien. Untergekommen bin ich hier im UUHostel.
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Donnerstag, 10.07.2014 - Von Ulan Ude nach Ulan Bator
Ab heute Nachmittag hat der Rubel ausgerollt - es geht in die Mongolei und da wird mit "Tögrög" gerechnet. Auch das Russisch lernen ist nun endlich vorbei. Hoffe, das wenig gelernte bleibt möglichst lange hängen. Die Entfernung nach Ulan Bator ist weniger als 700 km aber die Fahrt soll bis zu 24 Stunden dauern. Grund sind die ewig langen Grenzabfertigungen sowohl auf der russischen als auch auf der mongolischen Seite. Um 7:24 Uhr wie immer pünktlich verläßt der Zug den Bahnhof von Ulan Ude. Leider gibt's auf der grenzüberschreitenden Strecke keine "Platskart" (3. Klasse) da es die nur innerhalb Rußlands gibt. Also muss ich 2. Klasse nehmen. Das sind geschlossene 4-Bett Kabinen. In meiner Kabine liegen noch zwei ältere deutsche Frauen einer 6-köpfigen Reisegruppe und ein junger Puerto-Ricaner. Bis zur russischen Grenze in Nauschki fährt der Zug etwa 6 Stunden. Dann müssen alle raus aus den Wagen ins Bahnhofsgebäude und die erste große Warterei heute beginnt. Geschlagene 5 Stunden passiert nichts. D.h. es wurde lediglich die Lok und die Wagen der 3. Klasse entfernt. Unsere drei Personenwagen stehen herrenlos an Bahnsteig 1. Nach den 5 Stunden Warten dürfen wir tatsächlich wieder rein in die Wagen und es kommt ne Rangierlok und hängt uns an. Anschließend kommen doch tatsächlich in kurzen Zeitabständen vier verschiedene russische Grenzbeamte um die Pässe zu kontrollieren. Die letzte Beamtin sammelt die dann ein um sie später abgestempelt zurückzubringen. Nicht jedoch bevor die Zollbeamtin die Wagen kontrolliert hat. Ihr folgt noch der Drogenspürhund. Dann endlich schiebt die Lok die drei Wagen wenige Kilometer weiter rüber in die Mongolei wo rechts und links der Wagen je vier Soldaten salutieren - das nenn ich mal ne angebrachte Begrüßung! Wenige Kilometer weiter an der mongolischen Immigration ist dann erstmal Stop und die zweite große Warterei heute beginnt. Eine mongolische Grenzbeamtin macht Personenkontrolle im Zug und sammelt die Pässe ein. Seit letztem Jahr benötigt man kein Visum mehr für die Mongolei; das bekommt man an der Grenze. Raus dürfen wir nicht. Auch die Mongolen schicken später ihren "Bello" durch die Wagen um nach möglichen Drogen zu suchen. Die Mongolen sind immerhin 2 Stunden schneller als die Russen, d.h. wir warten hier nur 3 Stunden bevor unsere 3 Wagen an einen mongolischen Zug angehängt werden. Der bringt uns dann über Nacht bis nach Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei.
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